Everything louder than everything else - zum Tod vom Lemmy Kilmister

21.01.2016 21:58

Sie klangen alle ähnlich - die Alben der britischen Hardrockband MOTÖRHEAD ebenso, wie die Texte der unzähligen Nachrufe, die nach dem plötzlichen Tod von Frontmann Lemmy Kilmister aus dem Boden sprossen wie Pilze auf einer Schamanen-Selbsthilfegruppe. Bemerkenswert ist dabei der gemeinsame Tenor des Respekts gegenüber einem Musiker, der Sex, Drugs & Rock´n´Roll verkörperte wie keiner vor ihm.

We are Motörhead

Das Geheimnis des Erfolges von Motörhead lag schilcht in der einzigartigen Gradlinigkeit, mit der die Band um Frontmann Kilmister ihren Lifestlye zelebriert hat. Lemmy Kilmister selbst verkörperte im Grunde den szeneübergreifenden Typus des ewigen Outlaws. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen seiner Branche entsprach diese Rolle seinem tatsächlichen Charakter. Er war ein Lebemann, ein Genießer und Liebhaber der ausschweifenden Momente des Lebens. Alles keine Tugenden die in einer bürgerlichen Gesellschaft schnell zur eigenen Doppelhaushälfte führen. Konsequenterweise entschied sich Lemmy Kilmister für einen anderen Lebensweg. Diese absolute Unbeirrtheit zeichnete ihn zeitlebens aus. Aber wie innovativ und neu der Stil von Motöthead auch war, die Band lebte in erster Linie von der physischen Präsenz Kilmisters.

Bereits 1945 geboren, erlebte der Musiker praktisch die komplette Entwicklung der modernen europäischen Musiklandschaft selbst mit und erschuf in den 80er Jahren mit Mötörhead einen ganz eigenen Sound, der heute als wegweisend für die Entwicklung des Heavy Metal gilt. Seinen kompletten Werdegang an dieser Stelle zu wiederholen wäre kaum möglich und ist auch nicht Sinn dieses Artikels. Dem Interessierten sei dennoch die Biographie "White line fever" empfohlen. Im Endeffekt kreierten Mötörhead eine neue, härte Spielart des Rock´n´Roll, dem sie auf allen ihren Alben treu blieben. Die Band hat sich nie an Trends oder Prognosen angepasst, versucht ihre Radiotauglichkeit zu steigern  oder selbst "neu zu erfinden". Das Resultat war der Respekt von Musikern und Fans unterschiedlichster musikalischer Genres, selbst wenn diese sich sonst in ihren Ansichten diametral gegenüber standen.

Go the way or die!

Die Kompromisslosigkeit mit der Kilmister den klassischen Rock´n Roll Lifestyle lebte, entfaltete eine enorme Sogwirkung in der sich auch vermeintliche Gegensätze auflösten: seine Vorliebe für Nazi-Devotionalien hielt Bela B. (Die Ärzte) nicht davon ab, dass Vorwort für Kilmisters Biografie zu verfassen; sein Hang zum Sexismus steigerte seine Beliebtheit als Interviewpartner stetig und das Whiskeglas in der Hand gehörte zu ihm wie die Zigarette zu Helmut Schmidt.

Die Anziehungskraft von Lemmy Kilmister entsprang seiner Aura als schnapsvernichtendes, übersexuelles Urviech. Der Spaß im Leben als oberste Priorität. Im Grunde das Ausleben aller Laster und Bedürfnisse, für die man sich heute offiziell eher zu schämen hat. Das nach Kilmisters Tod nun auch anerkennende Worte aus Richtungen kommen, die sein Schaffen vorher weder gekannt noch geschätzt haben, ist lediglich dem Neid auf Kilmisters Außenseiterleben zu verdanken.

I don´t wanna live forever

Lemmy Kilmister war Motörhead. Mit ihm wurde die komplette Band zu Grabe getragen. Er lebte schnell, trank schnell und am Ende starb er schnell. In einem Interview antwortete er einmal auf die Frage, wie er sich seinen Tod vorstelle: "Ich glaube ich werde einfach verpuffen". Fast so kam es dann auch ...

in diesem Sinne
Cheers Lemmy

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